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AKTUELLES MITTWOCHSPALTEN

Das Miteinander stärken

Die Corona-Krise fordert uns heraus. „Wir haben es in der Hand, ob die Solidarität nach innen und außen die Oberhand gewinnt – oder der Egoismus des Jeder-für-sich. Die Welt wird danach eine andere sein. In welche Richtung es geht, das hängt von uns ab.“– Was Bundespräsident Steinmeier am Wochenende gesagt hat, gilt global ebenso wie lokal. Und wie schnell unsere kleine Stadt weltweite (Medien-)Bedeutung gewinnt, haben wir gerade anhand der Frage gesehen, ob Curevac sich von Trump kaufen lässt, weil der US-Präsident um seine Wiederwahl bangt oder ob dieses Unternehmen sich bei Entwicklung und Vermarktung eines Impfstoffs gegen das Corona-Virus ebenso von ethischen Erwägungen leiten lässt – das letztere ist beruhigender Weise der Fall.

Lokal hat die Pandemie das kulturelle und soziale Leben in Tübingen seit einer Woche per Vollbremsung zum Stillstand gebracht. Was all die Absagen von Konzerten und anderen Aufführungen wegen der Verminderung der Ansteckungsgefahr für die Kulturszene mit ihren vielen kleinen und größeren Akteuren und -innen, was das für die lokale Wirtschaft insgesamt finanziell bedeutet, wird sich erst später in Gänze erschließen.

Akut bedroht sind jene, die bei der täglichen Versorgung mit Lebensmitteln auf Hilfe angewiesen sind. Das sind unterschiedliche Gruppen. Zum einen geht es um jene Risikogruppen von Alten und Hochbetagten, die nicht aus dem Haus gehen sollten– hier gilt es ein Netz von Nachbarschaftshilfe zu knüpfen, so dass sie mit den Dingen des Alltags versorgt werden. Dazu gibt es bereits gute private Ansätze in der Stadt – Stadtteiltreffs könnten dazu als Koordinationsstellen von Helfenden und Hilfebedürftigen einen wichtigen Beitrag leisten. Noch gravierender ist wohl die Tatsache, dass die Tübinger Tafel ihre Arbeit – aus guten Gründen! – derzeit eingestellt hat. Unter den davon betroffenen BonusCard-Berechtigten sind viele Migranten und -innen. Der SPD ist es ein großes Anliegen, diesen Verlust für die Betroffenen wenigstens halbwegs ausgleichen zu können – ein noch ungelöstes Problem.

Statt Alte gegen Junge auszuspielen, wollen wir also ein solidarisches Miteinander stärken. Das könnte, bei aller Bedrohung durch die gegenwärtige Krise, mittel- und langfristig ein Gewinn für uns alle sein. Wir wünschen Ihnen: Trotz aller notwendigen Einschränkungen jetzt auch im persönlichen Bereich: kommen Sie gut durch die nächsten Wochen!

Ingeborg Höhne-Mack

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Umwelt- und Klimaschutz sozialverträglich

Seit der neu gewählte Gemeinderat zusammengetreten ist, zeigt sich, wie wichtig es ist, dass die SPD die dynamische – manch einem zu dynamische – Stadtentwicklung kritisch, aber konstruktiv begleitet. Mit breiter Mehrheit hat der Rat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen, dass Tübingen bis 2030 klimaneutral werden soll. Der Weg ist weit, und erste wichtige Schritte in die richtige Richtung beginnen, in den Alltag der Menschen spürbar einzugreifen. Umso wichtiger ist es, die Bürgerschaft mitzunehmen. Wirtschaftlich oder in Belangen der persönlichen Lebensgestaltung betroffen, suchen die Menschen zu Recht nach Fürsprechern ihrer Interessen. Zur Erinnerung: Vor der Sommerpause hat unser Oberbürgermeister einen Antrag der AL / Grünen als Steilvorlage genommen, um in einer Überrumpelungsaktion im Rat die vorläufige Sperrung der Mühlstraße für den Autoverkehr auf den Weg zu bringen. Gemeinsam mit anderen Überrumpelten konnte eine Sondersitzung des Klimaschutzausschusses durchgesetzt werden. Das Ergebnis: Ein weithin begrüßter besserer Bustakt auf den Österberg und vor allem eine gesteigerte Sensibilität für die Verkehrsbelastung der Menschen in der Weststadt und in Lustnau. Die endgültige Sperrung soll mit dem Vorrang des Radverkehrs und des ÖPNV in der Innenstadt Ernst machen. Die SPD hält dies für richtig. Die Verkehrswende wird aber nur gelingen, wenn verschiedene Bausteine sinnvoll zusammengefügt werden. Dazu gehört ein echtes Radverkehrskonzept – im Zusammenhang mit der Mühlstraße zum Beispiel die Fortsetzung einer Radspur in die Wilhelmstraße. Zu diesen Fragen können Sie sich im Februar in der Befragung mit der Bürger-App äußern! Die SPD ist zuversichtlich, dass die Verwaltung fachlich engagiert und auf hohem Niveau zeitnah sachdienliche Vorschläge unterbreiten wird.

Auch die Verpackungssteuer als Instrument der Müllvermeidung und Finanzierung der Abfallentsorgung wollte der OB zügig durch den Rat peitschen. Hier konnte die SPD im Rat eine breite Mehrheit für die Einholung eines Rechtsgutachtens gewinnen, damit mit fachlicher Expertise der Satzungstext für den Fall gerichtlicher Überprüfung ertüchtigt werden kann und die Steuer in ihren finanziellen Auswirkungen auf Konsumenten und betroffene Betriebe sozialverträglich ausgestaltet wird. Die SPD wird darauf dringen, dass beiden Gruppen als Alternative ein Mehrweg-Geschirrsystem baldmöglichst zur Verfügung steht.

Gundula Schäfer-Vogel

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Kultur satt

Wer in Tübingen wohnt, hat es leicht, seinen Kulturhunger zu stillen. Bei unterschiedlichsten Theatern, über 100 Chören, Orchestern und Bands von Laien und Profis, Museen, Ausstellungen, Vorträgen, Bücherfesten und Filmfestivals kann jede*r etwas für sich finden. Und viele Kulturinstitutionen und Kulturvereine werden von der Stadt Tübingen unterstützt. Gerade erst hat der Ausschuss für Kultur und Bildung ausführlich darüber diskutiert, wie die Regelförderung für Chöre und Orchester in Tübingen gerechter gestaltet werden kann. Und wie es in Tübingen die Regel ist, wurde das Vorhaben vom Kulturamt intensiv mit den Beteiligten vorberaten und zwar in konstruktiver und freundlicher Atmosphäre. In derselben Ausschusssitzung haben wir beschlossen, die Tübinger Filmfestivals mit zusätzlichen 20000€ zu fördern. Für diese ordentliche Summe hat sich die SPD in den vergangenen Haushaltsverhandlungen eingesetzt. Es war uns ein wichtiges Anliegen gekoppelt an die Erwartung eines konstruktiven Dialogs mit dem Ziel eines gedeihlichen Miteinanders der Festivals. Auf das eben erst zu Ende gegangene arabische Filmfest, da uns viele höchst interessante Filme gebracht hat, folgt heute schon die Eröffnung der Französischen Filmtage. Doch braucht auch der größte Filmfreak bei aller Cinéphilie ein bisschen Pause zwischen den Festivals. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr mit der Entzerrung.

Das Jahr 2020 wirft schon seine großen Schatten voraus: der 250. Jahrestag von Hölderlins Geburtstag will groß gefeiert sein, denn schließlich haben wir den Turm, in dem er fast die Hälfte seines Lebens verbracht hat.  Und dieser Turm, die Dauerausstellung, der Garten werden seit einiger Zeit saniert und neu eingerichtet. Der Besucher wird Hölderlin und seiner wunderbaren Sprachkunst sehr nahekommen können. Dafür haben sich die Kuratoren wunderbare Dinge einfallen lassen. Und auch im Hölderlinturm gilt: Zwischen der Hölderlingesellschaft, die im 2. Stock des Turms residiert, und der Museumsverwaltung und dem Kulturamt, lässt die Zusammenarbeit nichts zu wünschen übrig. Gut, dass die große Investition in den Turm schon abgeschlossen sein wird, wenn die magereren Jahre beginnen. Wir werden uns nach dem großen Erfolg im Stadtmuseum für freien Eintritt nach der Wiedereröffnung einsetzen. Wir machen uns weiter stark für den konsequenten Ausbau des BonusCard-Systems, das vielen Tübinger*innen Teilhabe am kulturellen Reichtum in unserer Stadt erst ermöglicht.

Ute Leube-Dürr

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(Kein) Spaß beim Radfahren

Seit ich ein Pedelec besitze macht mir Radfahren wieder Spaß, einschließlich der steilen Anstiege auf die Wanne, meinem Wohngebiet. Was kennzeichnet die heutige Situation als Radfahrerin in Tübingen? Das wichtigste ist: man/frau muss jede Sekunde aufmerksam sein, wirklich jede. Ob Rüpelradler, aufs Handy starrende Fußgänger oder meine Vorfahrt missachtende Autofahrer – all das ist gefährlich.

Mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit muss ich jedoch den Straßenverhältnissen widmen. Tübingen ist nicht Kopenhagen. Die Mehrzahl der Straßen ist und bleibt relativ eng. Radfahrende sind deswegen darauf angewiesen, den Straßenraum zu nutzen – aber was bedeutet das? Mein Beispiel ist – nein, nicht die Mühlstraße, sondern die Mörikestraße, eine der „offiziellen“ Abfahrtsrouten aus der Nordstadt in Richtung Uni oder Zentrum. Der Zustand des Straßenbelags ist ebenso desolat wie die Situation für Radfahrende als solche: Parkende Autos rechts und links und ein merkwürdiges Streifenmuster rechts. – Wo/wie soll ich eigentlich fahren?

Und warum schaffen es die Firmen nicht, die nach der ebenso notwendigen wie häufigen Verlegung von Leitungen durch die Stadtwerke den Straßenbelag reparieren, die Fahrbahn wieder eben herzustellen? – Stattdessen gleichen die Engelfriedshalde oder weite Teile der Gmelinstraße einer Buckelpiste. Wie konsequent und regelmäßig kontrolliert die Stadtverwaltung die sachgemäße Ausführung solcher Reparaturen? – Zweifel sind erlaubt.

Fazit: Fahrradfallen und unklare Situationen wie die hier beschriebenen sind leider allzu häufig in Tübingen. Wenn also mehr (und auch mehr ältere) Menschen aufs Rad als „ihr“ Hauptverkehrsmittel (um)steigen sollen, müssen auch die für das Erreichen des Zentrums wichtigen Straßen ohne Extra-Radweg in einen akzeptablen Zustand versetzt werden.

Denn die jetzt geplanten wesentlichen Verbesserungen für schnelleres und sichereres Radfahren in Tübingen, z.B. die drei Radbrücken und die Einrichtung weiterer Fahrradstraßen, all das muss flankiert werden durch die oben genannten Maßnahmen. Das ist mühsame (Verwaltungs-)Arbeit – aber die Ernsthaftigkeit eines umfassenden Radwegekonzepts für Tübingen und die Teilorte muss sich auch am konsequenten Abarbeiten solcher Sanierungsrückstände messen lassen. Die SPD-Fraktion wird sich dafür einsetzen.

Ingeborg Höhne-Mack

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Waldwirtschaft und Klimaschutz

Mittwochspalte der SPD-Fraktion vom 19. Juni 2019

Die Kommunalwahlen sind gelaufen, die SPD wurde – wenn auch mit knappem Vorsprung – zweitstärkste Kraft im Tübinger Gemeinderat. Für dieses Vertrauen bedanken wir uns bei allen Wählerinnen und Wählern herzlich.
Betrachtet man die Wahlanalysen, so ist unverkennbar, dass Themen der Daseinsvorsorge auch auf kommunaler Ebene eine entscheidende Rolle für die Wahlentscheidung gespielt haben. Die SPD-Fraktion hat sich in der Tübinger Wachstumsdebatte klar positioniert und wird sich auch künftig für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzen. Die für Tübingen formulierten Klimaziele einer weiteren CO² Einsparung um 25% pro Kopf bis 2022 haben wir in unserem Programm fest verankert.
Ein wichtiger Faktor im kommunalen Klimaschutz sind unsere heimischen Wälder. Fast 50% der Gemarkung Tübingen besteht aus Wald, davon sind rd.1900 ha im Eigentum der Stadt. Das entspricht gut viermal der Größe der Insel Reichenau. Auf die zentrale Bedeutung der Wälder hat die Klimakonferenz 2018 in Kattowitz nachdrücklich hingewiesen, verbunden mit einer Waldbewirtschaftung, die alle Waldziele wie CO² -Speicherung einschließlich der Holzverwendung einbezieht. Wir freuen uns, dass OB Palmer in seinem 10 Punkte-Programm für eine klimaneutrale Stadt das Thema „Bauen mit Holz“ auf Rang 1 gesetzt hat. Für diese Erkenntnis hätte er allerdings nicht nach Oslo reisen müssen. Ein Blick in das SPD- Wahlprogramm und auf die Initiativen der SPD-Fraktion in den vergangenen Jahren hätte genügt. Nun erwarten wir, dass bei kommunalen Bauprojekten auch unter Regie der GWG Holz als CO² freundlicher, regional vorhandener und ökologischer Baustoff tatsächlich bald eine „tragende Rolle“ einnehmen wird.
Wer ja zum Baustoff Holz sagt, sollte auch ja zur nachhaltigen „Produktion“ dieses nachwachsenden Rohstoffs sagen. Wir setzen uns dafür ein, dass der Stadtwald Tübingen weiterhin unter Einhaltung der hohen FSC-Standards nachhaltig und naturnah bewirtschaftet wird. Dazu wird dem Gemeinderat demnächst der Plan für die Waldbewirtschaftung in den nächsten 10 Jahren zur Entscheidung vorgelegt. Diese sog. „Forsteinrichtung“ basiert auf einer detaillierten Bestandsaufnahme, die dem Gemeinderat bei einer öffentlichen Waldbegehung am 27. Juni 2019 (17.00 Uhr Waldparkplatz Hägnach) vorgestellt und erläutert wird. Nutzen Sie die Chance, sich über Nachhaltigkeit vor Ort zu informieren.

Gerhard Neth
SPD-Fraktion

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Sozialstruktur und Vielfalt

Mittwochspalte vom 17. April 2019

Entschieden hat sich die SPD-Fraktion in den letzten fünf Jahren für mehr und insbesondere für bezahlbaren Wohnraum eingesetzt. Viele unserer Anträge sind in das Fairer-Wohnen-Programm eingeflossen. Es bietet die richtigen Hebel zur Verhinderung von Spekulation und zur Gemeinwohlverpflichtung auch der privaten Investoren. Bei der GWG kommt der Bau von Sozialwohnungen ebenso voran wie das Sanierungs- programm des Altbestandes inklusive hoher energetischer Standards als Beitrag zum Klimaschutz.

All das wäre Anlass genug, stolz auf das Erreichte zu sein, aber klar ist auch: Es ist nicht genug. Es braucht noch größere Anstrengungen, damit die Sozialstruktur in unserer (Schwarm-)Stadt nicht kippt, damit Familien mit kleinen und mittleren Einkommen hier weiter wohnen können ebenso wie Pflegekräfte, Erzieherinnen und Verkaufspersonal. Das sehen wir als unsere Verpflichtung – um Gentrifizierung einzudämmen und eine funktionierende Infrastruktur zu sichern.

Sozial verantwortliches Handeln bedeutet deshalb in erster Linie, günstige Mietwohnungen zu schaffen. Dazu wird das von Boris Palmer propagierte Baulückenprogramm nur wenig beitragen, da kaum Geschosswohnungsbau entstehen wird. Zudem sinkt die Zahl der wirklich zur Debatte stehenden Grundstücke von Woche zu Woche. Wir meinen: Baugebote sind im Prinzip richtig, aber wir brauchen in der gegenwärtigen Situation in Tübingen auch effizientere Maßnahmen, nicht dieses Kleinklein, das Aktivität eher vorgaukelt.

Und deshalb sagt die SPD: Die Entwicklung des Saiben muss angegangen werden. Wer meint, damit bis nach 2030 warten zu können, leistet der sozialen Entmischung Tübingens Vorschub. Er verhindert letztlich auch die Umsetzung größerer innovativer Wohnprojekte, wie sie z.B. vom Aktionsbündnis Wohnen oder von Neustart Tübingen konzipiert wurden. Teilhabe, Vielfalt und solidarisches Miteinander müssen unabhängig von Alter, Geldbeutel und Herkunft weiterhin Platz haben in unserer Stadt – im echten Sinne des Wortes! Wer hier schafft, soll auch hier leben können.

Am 26. Mai entscheiden Sie über den künftigen Gemeinderat und den Kreistag. Messen Sie die Kandidierenden der Parteien und Listen an ihrem glaubwürdigen Einsatz für diese liebenswerte Stadt, für die Entwicklung unserer Stadtgesellschaft, die geprägt ist durch soziale und kulturelle Vielfalt und ihr großes bürgerschaftliches Engagement! Nutzen Sie Ihr Wahlrecht!

Ingeborg Höhne-Mack

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Auf dem Weg zur digitalen Kommune

Mittwochspalte der Fraktion vom 13. Februar 2019

Seit meine Tochter ein Handy hat, haben viele Fragen Einzug in unsere Familie gehalten: Wann und wie häufig darf es genutzt werden? Welche Sperren brauchen wir? Wie sozial sind soziale Netzwerke? Sollen die Kinder Vokabeln mit Hilfe von Lern-Apps oder doch besser mit Karteikarten lernen oder vielleicht beides?

Der digitale Wandel erfasst in rasantem Tempo alle Lebensbereiche, etwa die Arbeitswelt, unsere Kommunikation und unseren Umgang mit Medien. Der Tübinger Medienwissenschaftler Pörksen spricht von einer Medienrevolution und fordert ein umfassendes Fach Medienerziehung. Und die Stadtgesellschaft diskutiert derzeit über die Bedeutung, die Chancen und mögliche Schwierigkeiten durch die Forschungskooperation auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, bekannt als Cyber Valley.

Und was macht die Stadt? Was macht die Kommunalpolitik? In Kürze können sich die Einwohnerinnen und Einwohner mithilfe der BürgerApp an einer Abstimmung über die Zukunft der Hallenbäder beteiligen. Gut so. Aber die SPD sieht darüber hinaus im Bereich der Digitalisierung großen Handlungsbedarf und fordert eine digitale Agenda für Tübingen, damit das Handeln der Verwaltung transparenter, die Kommunikation der Einwohnerinnen und Einwohner mit den Ämtern einfacher und direkter wird. Dafür brauchen wir eine Stabsstelle „Digitalisierung“. Wenn es nach uns geht, wird es in Tübingen bald ein verlässliches städtisches WLAN-Netz wie in Heidelberg oder Freiburg geben. Die SPD steht hinter der TüNet-Strategie der Stadtwerke, weil wir ein flächendeckendes Glasfasernetz wollen. Und wir brauchen eine Tübingen-App, durch die wir Zugriff haben auf Fahrpläne, Abfallkalender und ein digitales Fundbüro. Wir sollten das „Scherbentelefon“ digital weiterentwickeln, damit Anregungen und Missstände wie die kaputte Straßenlaterne oder Stolperfallen unkompliziert gemeldet werden können. Und warum sind unsere Mülleimer nicht mit Sensoren ausgestattet, die melden, wenn die Eimer voll sind?

Unsere Kinder müssen in den Schulen auf das digitale Zeitalter gut vorbereitet werden. Das betrifft die Medienausstattung und die Lernprozesse, aber auch Fragen von Datenschutz, einen verantwortungsbewussten Umgang mit Smartphones und die Unterstützung der Eltern bei der Medienerziehung insgesamt.

Das Zimmertheater (ITZ) fordert im Manifest seiner aktuellen Inszenierung die „Vergemeinschaftung der digitalen Monopole“. Das ist das richtige Ziel. Solange wir es noch nicht erreicht haben, muss aber trotzdem gelten: Digitalisierung darf nicht allein als technologische Erneuerung oder als Selbstzweck verstanden werden, sondern muss stets der Allgemeinheit dienen. Auch in Tübingen.

Dr. Dorothea Kliche-Behnke

 

 

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Hallenbad, Konzertsaal oder beides?

Mittwochspalte vom 5. Dezember 2018

Als wichtigstes Thema in den Leserbriefspalten des Tagblatts wurde es zuletzt abgelöst. Trotzdem ist für die Lebenswirklichkeit von uns Tübingerinnen und Tübingern die Frage, wie mehr Wasserflächen für den Schwimmunterricht, die Tübinger Sportschwimmer und Triathleten, Rheumakranke und nicht zuletzt für Sie und mich geschaffen werden können wichtiger als nächtliche Streitigkeiten unseres Oberbürgermeisters mit einem Studierenden.

Dass etwas geschehen muss, ist klar. Auch bei funktionstüchtigem Hallenbad Nord gibt es in Tübingen nur halb so viel Wasserfläche pro Badegast in den Hallenbädern als im Durchschnitt Baden-Württembergs. In Tübingen müssen sich mehr Schwimmsportler eine Bahn teilen als anderswo. Insbesondere aber lässt das knappe Angebot an Wasserflächen die Erfüllung der Lehrplanvorgaben für den Schwimmunterricht in unserer Stadt nicht mehr zu. In der morgigen Sitzung des für Bildung und Sport zuständigen Ausschuss des Gemeinderats wird auf SPD-Antrag über die aktuelle Situation berichtet. In Grundschulen können nur 60%, in den weiterführenden Schulen nur 58% der vorgesehenen Schwimmstunden stattfinden. Das muss sich ändern. Sonst ist auch das wichtige Ziel, dass alle Kinder in Tübingen bis zum Ende der Grundschulzeit schwimmen lernen, nicht zu erreichen.

Die beste Lösung ist aus Sicht der SPD der Neubau eines Hallenbads zum Beispiel beim Freibad, optimalerweise mit einem teilbaren 50 m-Becken. Würde man alternativ das Uhlandbad sanieren, so wäre viel Geld ausgegeben ohne auch nur einen Quadratmeter Wasserfläche dazu zu gewinnen.

Die Ehrlichkeit gebietet hinzuzufügen, dass Tübingen sich den Betrieb von drei Hallenbädern nicht leisten kann. Deshalb muss vor einem Baubeschluss für ein Hallenbad, eine würdige Nachnutzung für das Uhlandbad gefunden werden. Die SPD hat deshalb beantragt zu prüfen, ob sich das Uhlandbad als Standort für einen Konzertsaal eignet. Sollte dies sich als machbar erweisen, rückte beides, Hallenbad und Konzertsaal, in greifbare Nähe. Und der Verein „Ein Saal für Tübingen“ wird es bei einem konkreten Projekt und Standort leichter haben, notwendige private Sponsoren für den Bau eines Konzertsaals zu gewinnen.

Dr. Martin Sökler
SPD-Fraktion

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Wichtig für Region und Stadt

Mittwochspalte der SPD-Fraktion vom 19. September 2018

Dauerstau in Unterjesingen, Schleichverkehr in Derendingen, auch die Weststädter und Lustnauer können ein Lied von der allmorgendlichen Blechlawine durch die Einpendler singen. Kein Wunder, ist doch die Zahl der Arbeitsplätze in unserer Stadt in den letzten Jahren um 20 Prozent gestiegen. Und von den circa 30000 Einpendlern kommen 75 Prozent mit dem Auto. Mehr Straßen können nicht die Lösung sein, dem steht – vom Klimaschutz ganz abgesehen – schon die Geographie mit Neckar, Schlossberg und Österberg im Wege. Also muss sich etwas ändern, damit Tübingen nicht in Lärm und Abgasen erstickt.

Mit der Regionalstadtbahn ist heute ein wirksames Gegenmittel greifbar nahe. Das wurde auf einem Forum der Tübinger SPD zum Thema Mobilität in der vergangenen Woche sehr deutlich. Die Tübinger Innenstadtstrecke, die eine umsteigefreie Verbindung von zahlreichen Gemeinden zu den Zielorten wie der Tübinger Uni und dem Klinikum ermöglicht, ist dabei von besonderer Bedeutung. Denn seien wir ehrlich: Auch die meisten von uns würden das Auto nur dann stehen lassen, wenn es eine zuverlässige, bequeme, stressfreie Verbindung vom Wohnort zum Arbeitsplatz gibt. Dass das mit einer Stadtbahn funktioniert, dafür gibt es zahlreiche Beispiele von Städten, die ihre Stadtbahn heute nicht mehr missen wollen.

Manche sind skeptisch, ob ein Schienensystem auch in 10 oder 20 Jahren noch auf der Höhe der Zeit sein wird. Deshalb ist es richtig, dass wir im nächsten Jahr auch Alternativen prüfen. Aber die Messlatte für Alternativen liegt hoch in Bezug auf erreichbare Umsteigeeffekte, Barrierefreiheit, zeitnahe Realisierbarkeit und auch die Kosten. Für die Innenstadtstrecke der Stadtbahn können wir Zuschüsse von circa 60 Prozent der jetzt gründlich kalkulierten Gesamtkosten durch Bund und Land erwarten. Bei einer Seilbahn, Smart City-Lösungen oder autonomem Fahren steht das in den Sternen. Nur durch die Zuschüsse ist der regionale Anteil zu stemmen. Klar ist aber, dass sich auch der Landkreis und die Region an den Kosten für die Tübinger Innenstadtstrecke beteiligen müssen. Wir Tübinger tragen umgekehrt über die Kreisumlage ja auch die Kosten in den anderen Kreisgemeinden mit.

Eine Bitte: Nehmen Sie die Möglichkeiten der Information über die Innenstadtstrecke in den nächsten Wochen wahr, damit wir in zwei Jahren auf fundierter Basis entscheiden können.

Dr. Martin Sökler
Vorsitzender der SPD-Fraktion

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Die SPD auf dem Holzweg?


Mittwochspalte der SPD-Fraktion vom 18. Juli 2018

Die SPD auf dem Holzweg? – Im Gegenteil! Mit unserer Veranstaltung „Günstig Bauen mit ökologischem Anspruch“ haben wir deutlich gemacht, dass Bauen mit Holz eine echte Alternative zu konventionellen Baumaßnahmen darstellt. Ein sehr aktuelles und soziales Thema in einer Stadt, in der Wohnraum knapp und teuer ist. Die eingeladene Expertenrunde konnte alte Vorurteile gegen den Baustoff Holz widerlegen und eindrucksvoll darstellen, wie mit natürlich gewachsenen Roh- und Werkstoffen ansprechender und vor allem auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann.

Am Beispiel des Ludwigsburger Projekts „CUBE 11“ wurde aufgezeigt, dass es möglich ist, durch serielles Bauen in relativ kurzen Planungs- und Bauzeiten kostengünstige Wohnungen zu erstellen. Serielles Bauen bedeutet nicht die Rückkehr zu einförmigen „Plattenbauten“. Modulare Bauweise mit variablen Grundrissen bieten vielfältige Möglichkeiten für städtebaulich ansprechende Bauformen. Mit Rücksicht auf kommende Generationen setzen wir uns dafür ein, dass in unserer Stadt auch beim Bauen vermehrt auf Ressourceneffizienz und Klimaschutz geachtet wird. Wie die Diskussion gezeigt hat, verfügen wir in Tübingen und der Region über hervorragende Planungs- und Handwerksbetriebe, die über große Erfahrungen im Bauen mit Holz verfügen. Sie ermutigen uns, Holz künftig sehr viel stärker als bisher auch für mehrgeschossige Bauten in Betracht ziehen.

Dieses Potential sollten wir auch nutzen, wenn wir an die Bebauungspläne für die neuen Baugebiete in den Teilorten denken. Damit die Vorteile des seriellen Bauens auch nutzbar gemacht werden können, brauchen wir abgestimmte und flexible Bebauungspläne, die das ermöglichen. Gerade für die in den Teilorten von jungen Familien stark nachgefragten „Kettenhäuser“ sehen wir hier gute Chancen zur Umsetzung. Zur Verwirklichung von „Fairen Wohnideen“ braucht es auch Partner. Aus unserer Sicht sollte sich die GWG als städtische Tochter noch stärker im Bereich des ökologischen und energieeffizienten Wohnungsneubaus engagieren und damit neue Maßstäbe in Tübingen setzen. Im Aufsichtsrat der GWG haben wir einen entsprechenden Antrag gestellt. Die Aussagen der Geschäftsführung dazu sind ermutigend. Vielleicht gelingt es ja mit Hilfe des aufgelegten Landesförderprogramms „Holz innovativ“, ein modellhaftes Bauvorhaben mit guter Außenwirkung zu realisieren.

Mit unserer Initiative „Günstig Bauen mit ökologischem Anspruch“ wollen wir die ehrgeizigen Klimaziele, die sich Verwaltung und Gemeinderat gesetzt haben, unterstützen. Ressourceneffizientes Bauen halten wir für einen zunehmend wichtigeren Baustein zum Schutz des Klimas und der Sicherung von Lebens- und Wohnqualität in unserer Stadt.

Die SPD Fraktion wünscht Ihnen eine schöne und erholsame Ferienzeit!

Gerhard Neth
SPD-Fraktion