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MITTWOCHSPALTEN

Der tägliche Kram

Mittwochspalte vom 8. Juni 2016

„Warum rackere ich mich ab, statt, die Hände auf dem Rücken verschlungen, im Walde so für mich hin zu gehen…?“ So ähnlich formuliert der von mir sehr geschätzte Erich Kästner im Vorwort zu seinem Buch „Der tägliche Kram“ das im Jahr 1948 erschienen ist.
Diese Frage stelle ich mir in der Tat manchmal auch, denn im Hauptberuf bin ich Förster und Wald ist meine Leidenschaft. Wozu dann Freizeit, Kraft und Nerven für die Kommunalpolitik opfern? Erich Kästner liefert seine Antwort darauf jedoch gleich mit: „Weil es nötig ist, daß jemand den täglichen Kram erledigt, und weil es viel zu wenig Leute gibt, die wollen und können.“
Vermutlich würde Erich Kästner mit Freude zur Kenntnis nehmen wie viele Menschen sich heute in Tübingen und seinen Teilorten ehrenamtlich engagieren und aktiv an der Gestaltung unserer Stadt beteiligen. Da bin ich also in guter Gesellschaft und so bin auch ich über den Ortschaftsrat Bühl vor vielen Jahren in die Kommunalpolitik gekommen. 2009 wurde ich in Bühl zum Ortsvorsteher gewählt.
Seit Mai bin ich nun auch Mitglied der SPD-Fraktion im Gemeinderat Tübingen. Ich bin für Hannah Tiesler nachgerückt, die aufgrund beruflicher Veränderungen aus dem Gemeinderat ausgeschieden ist. Hannah hat sich über 10 Jahre mit großer Leidenschaft und Sachkenntnis für die SPD im Gemeinderat engagiert. Im Namen der SPD-Fraktion möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei Hannah dafür bedanken.
Den Neuling im Gemeinderat erwartet zunächst die geballte Wucht des „täglichen Krams“ in Form von unzähligen Vorlagen. Sich hier durchzuarbeiten ist gelegentlich anstrengend und zeitraubend. Aber es muss sein und es lohnt sich! Denn der „tägliche Kram“ kann sehr unterschiedlich behandelt und bewertet werden. Die SPD-Fraktion rackert sich dafür ab, dass die Entscheidungen des Gemeinderats die Bürgerschaft transparent, sozial ausgewogen und gerecht erreichen. Als Teil des SPD-Fraktions-Teams arbeite ich daran ab sofort gerne mit.
Neben dem Tagesgeschäft stehen für den Gemeinderat in nächster Zeit aber auch richtungsweisende Entscheidungen auf der Agenda. Dringend zu lösen ist die Frage wo und in welcher Qualität sich die Stadt und ihre Stadtteile weiterentwickeln können. Im Bereich der Gewerbeflächen stehen uns dazu schwierige Abwägungsprozesse bevor. Die Tübinger Topographie macht uns diese Aufgabe nicht gerade einfacher. Ich bin mir aber sicher, dass es im Zuge der Daseinsvorsorge richtig ist den Au-Brunnen in seiner Funktion zu erhalten.
Ich freue mich auf eine spannende Zeit im Gemeinderat und möchte mich dabei von einem Satz Erich Kästners leiten lassen: „Es gibt – auch in der kommunalen Politik – nichts Gutes, außer man tut es“.

Gerhard Neth
SPD-Fraktion

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ANTRÄGE

Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen. – Auch bei den Stadtwerken.

Antrag der SPD-Fraktion vom 6. Mai 2016

Strategie, Zielvereinbarungen und Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen

Die Geschäftsführung der SWT berichtet dem Aufsichtsrat über ggf. bereits gesteckte Ziele, Strategien und konkret geplante Maßnahmen mit dem Ziel der Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte. Liegen bislang keine Zielvorgaben, strategische Überlegungen und konkrete Pläne vor, werden sie entwickelt.

Begründung:
Auf den obersten 2 Führungsebenen der Stadtwerke gibt es bei 7 Beschäftigten keine weiblichen Kräfte und auf der nächsten Ebene sind lediglich 2 von 21 MitarbeiterInnen Frauen. Dies ergibt einen Anteil an Frauen in Führungspositionen von 7 %.

Dies ist unbefriedigend und liegt weit unter den Vergleichswerten bei der Konzernmutter Stadt Tübingen oder auch in der deutschen Wirtschaft insgesamt. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes betrug der Anteil von Frauen an Führungskräften in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2014 29 %. Selbst im Vergleich zu Daten aus der Energiewirtschaft fällt der Frauenanteil an Führungspositionen bei den SWT ab (Vergleichsdaten PwC 2014: Anteil 10,1 % in der Unternehmensführung, einschließlich Abteilungsleiterebene 23,7%)

Es besteht also klarer Handlungsbedarf. Dies im übrigen nicht nur aus Gleichstellungsgründen: gleiche Chancen für Frauen und Männer im Erwerbsleben sind ein handfester Wirtschaftsfaktor. Die sich ergänzenden Fähigkeiten von Männern und Frauen sind ein Gewinn. Gemischte Teams fördern Kreativität und Synergien. Unternehmen profitieren von unterschiedlichen Meinungen und Lösungsansätzen.

Für die SPD-Fraktion
Dr. Martin Sökler
Dr. Dorothea Kliche-Behnke

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ANTRÄGE

Teilhabe ganz konkret. Zuschuss für Schülermonatskarten!

Antrag der SPD-Fraktion vom 5. Mai 2016
Ermäßigter Nahverkehr mit Kindercard/KreisBonusCardJunior

Zusätzlich zur Ermäßigung des Tricky Tickets werden ab September 2016 auch Schülermonatskarten bezuschusst. Der Eigenanteil der Familien liegt hierfür bei 10 €/Monat.

Begründung:
Nur ca. 75 der über 750 Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren bekommen aufgrund einer Entfernung zwischen Wohnung und nächstgelegener Schule von mehr als 3 km eine Schülermonatskarte im Rahmen des Bundes-Teilhabepaketes. Im Kreistag ist es nicht gelungen, eine Änderung herbeizuführen. Es zeichnet sich auch nach wie vor keine Mehrheit für eine Änderung der km-Grenze ab.

Mit der mittlerweile erfolgreich umgesetzten Ermäßigung des Tricky Tickets, haben BonusCardKinder aktuell noch immer keine Möglichkeit, bei einem Schulweg < 3 km den Bus zu nutzen oder – noch wichtiger – sich für eine andere als die nächstgelegene Schule zu entscheiden. Dass es solche konkreten Fälle gibt, zeigen zahlreiche Rückmeldungen, die seit Einführung des ermäßigten Tricky Tickets bei der Stadt eingegangen sind.

Es wird Zeit, dass dieses wichtige Problem der Teilhabe für alle BonusCardKinder befriedigend gelöst wird. Eine Zuständigkeitsdiskussion zwischen Stadt und Kreis darf nicht dauerhaft auf dem Rücken der Ärmsten unserer Stadtgesellschaft ausgetragen werden. Auch in anderen Fällen ist die Stadt schon in die Bresche gesprungen bei fehlendem Handeln der eigentlich Zuständigen im Kreis oder Land.

Die eingestellten Haushaltsmittel reichen für die Bezuschussung aus.

Für die SPD-Fraktion
Dr. Martin Sökler

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AKTUELLES

Bericht der SPD-Gemeinderatsfraktion

Am 23. April 2016 trat der Tübinger Ortsverein der SPD zu seiner Jahreshauptversammlung zusammen. Dazu der Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion Dr. Martin Sökler.

Wie auch immer die Landtagswahl ausgegangen ist, die Bilanz der SPD im Land kann sich sehen lassen. Das wissen wir als Kommunalpolitiker sehr genau: Durch den massiven Ausbau der Finanzierung von Kleinkindbetreuung und Schulsozialarbeit profitiert Tübingen mit 7,5 Millionen/Jahr! Ein Programm in Sachen sozialer Wohnungsbau: unter Schwarz/Gelb noch Fehlanzeige, jetzt verfügbar. Inklusion, Gemeinschaftschule, Ganztagsschule als Regelschule,… Die Liste ließe sich fortsetzen.

Zu einzelnen Politikfeldern der Kommunalpolitik:

1. Flüchtlinge
Unser Oberbürgermeister tritt überregional mit unseriösen Hochrechnungen der Flüchtlingszahlen in Erscheinung. Er beschreibt Untergangsszenarien und nimmt dafür unsere Stadt als Kronzeuge. Das ist nicht in Ordnung. Er betont Überfremdungsängste, während die große Mehrheit der Tübingerinnen und Tübinger ein offenes Herz für Kriegsflüchtlinge etwa aus Syrien hat und viele sich persönlich engagieren.
Während im Moment der Landkreis die Hauptlast bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Tübingen trägt, werden im Laufe der nächsten 2 Jahre zunehmend mehr Menschen in die sogenannte Anschlussunterbringung, für die die Stadt zuständig ist, wechseln. Bei den Vorbereitungen macht die Tübinger Verwaltung mit Christine Arbogast als zuständige erste Bürgermeisterin und vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen sehr guten Job. Wir unterstützen die Strategie der Stadt, die Unterbringung kleinteilig, über die Stadt verteilt, integriert und, wo immer möglich, dauerhaft ggf. mit Misch- oder Nachnutzung durch andere Bevölkerungsgruppen organisieren. Neben dem Wohnen ist die Integration und dabei besonders der Spracherwerb wichtigste Aufgabe. Wir treten hier für ein stärkeres Engagement der Stadt ein.

2. Haushalt 2016
Dem Haushaltsentwurf für das Jahr 2016 von OB Palmer war anzumerken, dass mit der Brechstange dafür gesorgt wurde, dass in den nächsten Jahren keine Schulden vorzusehen sind, koste es, was es wolle. Manchmal kann aber auch das Unterlassen und Verschieben einer Investition auf lange Sicht die teurere, in jedem Falle aber die schlechtere Lösung sein.
Deshalb haben wir uns massiv und erfolgreich für die Generalsanierung des Männerwohnheims eingesetzt, die die Verwaltung auf die Jahre 19/20ff schieben wollte. Die gesamte Häuserreihe der GWG in der Kiesäckerstraße ist bereits saniert. Nur das in städtischem Besitz befindliche Männerwohnheim nicht. Wir haben es selbst nochmal in Augenschein genommen. Der jetzige Zustand ist nicht mehr haltbar. Selbst Bewohner mit anerkannter Gehbehinderung müssen sich in die oberen Stockwerke des nicht barrierefreien Gebäudes schleppen. Der größte Teil der Zimmer ist mit 9 qm zu klein. Der Umbau im Männerwohnheim mit Sanierung der Sanitäreinrichtungen wird eine deutliche Verbesserung der Wohnsituation für die 80 Bewohner, die seit bis zu 46 Jahren hier wohnen, bedeuten. Zudem wird sich die energetische Sanierung in geringeren Unterhaltskosten niederschlagen. Was für die GWG in Sachen energetischer Sanierung gilt, muss auch für die Stadt gelten.
Auch die Grundschule Winkelwiese kann aufgrund der desolaten Gebäudesituation nicht mehr Jahre auf eine Sanierung warten. Auch wurde die Sanierung der Schule bereits in Aussicht gestellt. Wir konnten mit anderen zusammen durchsetzen, dass Planungsmittel 2016 eingestellt werden und die Sanierung für die nächsten Jahre vorgesehen wird. Bei der Ludwig-Krapf-Schule kann sich aufgrund der Flüchtlingssituation die Notwendigkeit eines 2. Zuges früher als bislang gedacht ergeben. Deshalb sollen auch hier die Planungen bereits 2016 in Angriff genommen werden, so dass sie bei erkennbarer Notwendigkeit rasch umgesetzt werden können.

3. Bildung und Betreuung
Der quantitative Ausbau der Kleinkindbetreuung ist in Tübingen abgeschlossen. Auch die Schulkindbetreuung an Grundschulen ist gut aufgestellt und auf unser Betreiben hin von 8:00 bis 15:30 Uhr in Tübingen gebührenfrei. Jetzt geht es darum, die Möglichkeiten, die das kluge Ganztagsschulgesetz der Landesregierung bietet, in Tübingen in die Praxis umzusetzen. Die Grundschule Pfrondorf und die Pestalozzi -Schule werden den Anfang machen.
Einen wichtigen Schritt voran kamen wir bei der Bekämpfung der Kinderarmut. Auf unseren Antrag hin wurde das so genannte Tricky Ticket, dass Schulkindern die ÖPNV- Nutzung im Naldo-Bereich am Nachmittag, an dem Wochenenden und in den Ferien erlaubt, für BonusCard- Kinder auf fünf Euro reduziert. Dies ermöglicht Teilhabe. An der Ermäßigung auch der Schülermonatsfahrkarte für BonusCard-Kinder auf zehn Euro bleiben wir dran. Ein dickeres Brett muss beim richtigen Ziel „Schulbus umsonst für alle Kinder“ gebohrt werden. .

4. Stadtentwicklung und Wohnen
Nicht nur für Flüchtlinge brauchen wir dringend mehr bezahlbaren Wohnraum. Mit auf unser Betreiben hin wurde die Stelle eines/einer Wohnbeauftragten geschaffen und mit Herrn Burkhardt und Frau Hartmann sehr gut besetzt. Wir haben uns aktuell erfolgreich für eine Aufstockung der Stelle eingesetzt. Im aktuellen Haushalt wurden, einen Antrag u. a. von uns aufgreifend, die Voraussetzungen geschaffen, falls im Laufe des Jahres nötig, die GWG mit mehr Eigenkapital auszustatten. Sie wird der Hauptakteur sein bei den zahlreichen Bauprojekten, die wir für die Anschlussunterbringung für Flüchtlinge jetzt auf den Weg bringen müssen.
Wir werden uns für eine durchschnittliche Quote an gefördertem Wohnraum bei Neubauprojekten von 30 % einsetzen. Einen Schwerpunkt wollen wir setzen bei der Förderung von genossenschaftlichem Wohnen.
Wir engagieren uns weiterhin für die Entwicklung eines Angebots, das selbstbestimmtes Wohnen im Alter ermöglicht, in allen Quartieren und Teilorten.

5. Kultur und Integration
Bei den Sozialvereinen, die eine Regelförderung von der Stadt erhalten, ist es seit Jahren gute Praxis, dass Tarifsteigerungen automatisch bei der Zuschusshöhe berücksichtigt werden. Wir sind stolz darauf, dass wir bei den aktuellen Haushaltsverhandlungen durchsetzen konnten, dass dies nunmehr auch im Kulturbereich gelten wird. Das ist eine gute Nachricht für die Volkshochschule, das DAI, das ICFA und andere mehr.

5. Sport
Die Belange des Sports sind bei uns gut aufgehoben. Nachdem in den letzten Jahren mit unserer Unterstützung mehrere Sportplätze neu entstanden, geht es jetzt um die Sanierung der in die Jahre gekommenen Kunstrasenplätze. Nachdem die Vereine sich nicht auf eine Rangfolge der Sanierungsbedürftigkeit einigen konnten, wird unserem Antrag folgend im Mai einen Workshop zu dieser Frage stattfinden. Auch der TV Derendingen, für dessen Anliegen wir uns in den letzten Jahren aus Gerechtigkeitsgründen gegenüber den anderen Vereinen stark gemacht haben, besitzt nun eine klare Realisierungsperspektive für einen Platzneubau auf der anderen Seite der Steinlach. Das Gelände des heutigen Fußballplatzes wird dann für die Stadtentwicklung zur Verfügung stehen. Ein Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot in unserer Stadt.
Auch die Hallenkapazitäten sind in Tübingen zu gering. Wir haben uns deshalb für die Realisierung einer Kalthalle in der Nordstadt beim SSC-Gelände eingesetzt. Dies wird voraussichtlich noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden.
Handlungsbedarf besteht weiterhin auch in Lustnau. Die Mehrzweckhalle ist, wie sich aktuell auch der Ortsbeirat bei einer Besichtigung überzeugen konnte, dringend sanierungsbedürftig und wird auch den Anforderungen des Sports in Lustnau nicht mehr gerecht. Wir werden uns weiterhin für eine rasche Sanierung einsetzen.

5. Ökologie und Verkehr
Das ökologisch wichtigste Projekt der nächsten Jahre ist die Regionalstadtbahn. Die Realisierungschance steigt. Die Finanzierung des Modul 1 ist weitgehend in sicheren Tüchern. Für Tübingen bringt das Modul 1 den Vorteil zweier weiterer Bahnhöfe mit sich, den RSB-Haltepunkten Neckaraue und Güterbahnhof. Letzterer wird zudem gemeinsam mit der Neckarüberführung am Stauwehr eine weitere Verbindung von der Südstadt in die Gartenstraße und insbesondere nach Lustnau ermöglichen.
Einem gemeinsamen Antrag von uns, den Grünen, der CDU und der FDP folgend, wurde die Ausschreibung der Vorplanung auch für die Innenstadtstrecke in Tübingen beschlossen. Diese konkretere Planung ist auch Voraussetzung für eine seriöse Bürgerbeteiligung, die intensiv erfolgen muss.
Eines der Lieblingsprojekte unseres OB heißt „TüBus umsonst“. Wir stehen dem durchaus wohlwollend gegenüber, sehen allerdings aufgrund der schwierigen Finanzierung kaum eine Realisierungschance. Wir haben deshalb ein Modell entwickelt und dessen Prüfung beantragt, dass eine deutliche Absenkung der ÖPNV-Kosten für alle vorsieht und die kostenlose Busnutzung für Bonuscard-Inhaber. Auch dieses Projekt ist ambitioniert, aber eher zu stemmen.

Martin Sökler, Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion

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MITTWOCHSPALTEN

Aufstehen. Weitermachen.

Mittwochspalte vom 6. April 2016

Diese Mittwochspalte drei Wochen nach der Landtagswahl zu schreiben, fällt nicht leicht. Die SPD hat am 13. März landes- und kreisweit ein miserables Ergebnis eingefahren. Wir haben unser Landtagsmandat verloren, und das, nachdem Rita Haller-Haid 15 Jahre lang mit großem Engagement für den Wahlkreis Tübingen geackert hat. Mit der AfD zieht nun eine rechtspopulistische Partei in den Landtag, die Profit aus Ängsten und Proteststimmungen, aber auch aus dem rechten Weltbild mancher Wählerinnen und Wähler gezogen hat. Sogar in unserer Stadt hat es diese Partei noch auf über sechs Prozent geschafft.

Für die SPD und für mich persönlich ist es allenfalls ein schwacher Trost, dass das SPD-Ergebnis in der Stadt Tübingen über dem Landesschnitt unserer Partei liegt, wir hier weniger Stimmen verloren haben als anderswo. Mit Blick auf unser Engagement im Gemeinderat fragen wir uns natürlich auch, warum sich nur noch 14,3% der Wählerinnen und Wähler in Tübingen für die SPD entschieden haben. Dabei kamen Erfolge der Regierung, für die wir gestritten haben, vielen Menschen in unserer Stadt zu Gute. Dazu zählen vor allem die Abschaffung der Studiengebühren, der Ausbau der Kleinkindbetreuung und natürlich die Einführung der Gemeinschaftsschule. Besondere Erwähnung verdienen auch die Fortschritte bei der Inklusion, beim gemeinsamen Wohnen, Arbeiten und Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung.

In Tübingen haben wir die Möglichkeiten, die sich durch die Landespolitik unter Grün-Rot eröffnet haben, in den letzten Jahren genutzt. Jetzt blicken hier viele skeptisch auf die Koalitionsverhandlungen zwischen Grünen und der CDU. Wird es Einschnitte für unsere Gemeinschaftsschulen geben? Wird die Politik der nächsten Jahre weiterhin die Interessen von Familien, von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, von Menschen mit Migrationshintergrund vertreten? Wie konsequent wird sie die Aufnahme und Integration von Menschen mit Fluchterfahrungen angehen? Welcher Stellenwert wird zukünftig dem sozialen Wohnungsbau eingeräumt? Haben wir Rückschläge zu erwarten?

Klar ist, dass die Mehrheit der Tübingerinnen und Tübinger keine konservative Politik will und die letzten fünf Jahre grün-roter Landespolitik positiv bewertet. Die SPD-Gemeinderatsfraktion wird sich auch in Zukunft in diesem Sinne für starke Schulen, für Inklusion und für bezahlbaren Wohnraum einsetzen.
Wir tragen den Kopf hoch. Und schaffen weiter. Für ein gutes Land, für eine gute Stadt.

Dr. Dorothea Kliche-Behnke
SPD-Fraktion

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Varianten prüfen!

Haltepunkt Güterbahnhof –

Antrag der SPD-Fraktion vom 23.02.2016

Die Verwaltung prüft eine Variante mit einer Unterführung, die aufgrund geringerer Höhe der Unterführung und größerer Steigung der Rampen mit kurzen Rampen auskommt, die optimalerweise auf der Güterbahnhofseite erst jenseits der entlang der Bahngleise verlaufenden Straße beginnen und auf der Nordseite eine möglichst direkte, nicht gewendelte Ausfahrt auf die Schaffhausenstraße erlauben. Barrierefreiheit wird dabei durch zusätzliche Aufzüge am Nord- und Südende der Unterführung hergestellt. Sie legt eine Kostenschätzung für eine solche Variante vor und prüft die Zuschussfähigkeit.

Begründung:

Die Schätzung der Verwaltung über die Nutzungsfrequenz der Querung weist eine hohe Bandbreite auf (1000-4000/d). Sie wird durch die Ausführung der Querung entscheidend beeinflusst werden. Schaffen wir eine für Fußgänger und Radfahrer attraktive Querverbindung, hat sie das Potential das Nadelöhr Blaue Brücke zu entlasten. Lange gewendelte Rampen sind nicht attraktiv und teuer.

Der Nachteil fehlender Barrierefreiheit steilerer Rampen kann durch das Vorsehen zusätzlicher Aufzüge kompensiert werden.

Für die SPD-Fraktion
Dr. Martin Sökler

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Gila bringt es auf den Punkt.

Wer sich so aus seinem grünen Rathausfenster lehnt, muss sich nicht wundern, wenn er unsanft auf dem Marktplatz neben dem AfD-Stand landet.

(Tagesspruch im Schwäbischen Tagblatt)

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AKTUELLES

Es verschlägt einem die Sprache

Zum Spiegel-Gespräch mit Boris Palmer am 13.02. 2016

Leserbrief vom 15.02. 2016

Seine im Spiegel martialisch formulierten Positionen in der Flüchtlingspolitik – Stichworte sind „bewaffnete Grenzer“ oder “ unser Staatsvolk zuerst“ – muss unser Oberbürgermeister Boris Palmer schon selbst verantworten. Nicht in Ordnung ist es, wie er die Tübinger Stadtgesellschaft als Kronzeugen benennt. So wurden bei mehreren Bürgerversammlungen in Tübingen in der letzten Woche natürlich auch Fragen gestellt und Sorgen artikuliert, ganz im Vordergrund stehen aber nach wie vor Verständnis, Hilfsbereitschaft und das Engagement zahlreicher Unterstützergruppen.
Im Übrigen ist die Stadt Tübingen bislang nur für wenige Hundert Flüchtlinge zuständig, während der Landkreis sich geräuschlos und effektiv seit Monaten um deutlich mehr Hilfesuchende kümmert. Das ist gute Politik, die ihrer Verantwortung gerecht wird. Das gilt auch für die sehr gute Arbeit der beiden Bürgermeister, Frau Dr. Arbogast und Herr Soehlke, sowie der zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die mit dem Flüchtlingsthema betraut sind. Sie machen einen guten Job, während der Chef effektheischend Parolen drischt ohne neue Problemlösungsansätze zu präsentieren. Als ob die Bundesregierung nicht schon seit Monaten um eine europäische Lösung mit Hotspots an den EU-Außengrenzen ringen würde. Unser OB bedient sich dabei einer Sprache, die einem fast die Sprache verschlägt. Mit Verantwortungsethik hat es jedenfalls nichts zu tun, wenn Palmer die Angst um „blonde Töchter“ vor arabischen Männern verständnisvoll zitiert. Das unterscheidet sich in nichts von der Stimmungsmache der AfD.

Dr. Martin Sökler
Fraktionsvorsitzender der SPD im Tübinger Gemeinderat

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Unter- oder Überführung – Fakten für die Entscheidungsfindung

Antrag der SPD-Fraktion vom 12. 02. 2016

Haltepunkt Güterbahnhof

1. Die Verwaltung entwickelt eine Abschätzung/Prognose der Querungsfrequenz durch Radfahrer und Fußgänger am zukünftigen RSB-Haltepunkt Güterbahnhof über eine Unter- bzw. Überführung. Weiterhin werden Vergleichszahlen für die Steinlachunterführung und die Bahnunterführung bei der Fa. Möck („Gruseltunnel“), sofern vorhanden, zur Verfügung gestellt, ansonsten ermittelt.

2. Bei der Planung der Haltestelle Güterbahnhof werden an der Süd- und Nordseite Fahrradabstellplätze vorgesehen.

3. Die Verwaltung prüft, ob und ggf. unter welchen Bedingungen eine Öffnung der Neckarquerung am Stauwehr für Radfahrer möglich ist.

Begründung:

Ad 1: Die Entscheidung über die Ausgestaltung der Bahnquerung am RSB-Bahnhof Güterbahnhof als Unter- oder Überführung ist noch offen. Vor dem Hintergrund der erheblichen finanziellen Auswirkungen einerseits und der öffentlichen Diskussion andererseits ist eine fundierte Datengrundlage für die Entscheidungsfindung notwendig.

Ad 2: Um eine Nutzung des RSB-Halts Güterbahnhof im Sinne eines Bike-and-Ride-Umsteigepunktes zu ermöglichen, sind Fahrradabstellplätze an beiden Seiten des Haltepunkts sinnvoll.

Ad 3: Der Stellenwert einer Bahnunterführung als Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer würde durch eine parallele Öffnung des Neckarüberweges am Stauwehr als Verlängerung der Unterführung für Radfahrer erhöht, so dass die Frage, ob eine solche Öffnung möglich ist, auch von Relevanz für die Entscheidung in Sachen Unter- oder Überführung ist.

Für die SPD-Fraktion

Dr. Martin Sökler

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ANTRÄGE

Inklusion konkret

Antrag der SPD-Fraktion vom 30.01. 2016

Die SPD-Fraktion stellt folgenden Änderungsantrag zur Vorlage 24/2016
– Ausschreibungskonditionen für das Schulessen; Grundsatzbeschluss

Bei den sogenannten Verdingungsunterlagen für die Ausschreibung von Dienstleistungskonzessionen wird bei den Zuschlagskriterien das Kriterium „Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in den Schulmensen“ mit aufgenommen.

Begründung:
Gerade für den Personenkreis der Menschen mit einer sog. geistigen Behinderung/Lernschwierigkeiten, d.h. einer der Gruppen, die am Arbeitsmarkt am stärksten benachteiligt sind, bietet die Arbeit im hauswirtschaftlichen Bereich von Kindertagesstätten oder Schulen eine wichtige Alternative zur Beschäftigung in einer WfbM und damit zur Inklusion. Die Stadt Tübingen hat hier in den letzten Jahren als öffentlicher Arbeitgeber durchaus Vorbildfunktion übernommen. So ist z.B. seit Jahren eine junge Frau mit Handicap in der Französi-schen Schule beschäftigt.
Es verwundert von daher, dass bei den Ausschreibungskonditionen zwar bei den Vertragsgrundlagen die Sicherung von ILO-Standards in Bezug auf die Herstellung der gelieferten Produkte minutiös aufgelistet wird (Antidiskriminierung), die Chance auf einen weiteren Schritt im Sinne des Handlungskonzepts „Barrierefreie Stadt Tübingen“ aber nicht wahrgenommen wird. In diesem Konzept verpflichtet sich die Stadt bekannter Maßen auch zur Schaffung von mehr (einfachen) Arbeitsplätzen, wo sie selbst Arbeitgeber ist sowie zur Einwirkung auf Dritte, in diesem Sinne zu handeln (Inklusion).
Gemeinderat und Stadtverwaltung sollten deswegen bei der Neuausschreibung auch dieses Kriterium entsprechend würdigen und bei der Entscheidung angemessen berücksichtigen.

Für die SPD-Fraktion:

Ingeborg Höhne-Mack