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LESERBRIEFE

Wohnheim für Behinderte

Es ist kurz auf den Leserbrief von Gerhard Längle vom 23.07. einzugehen. Mag sein, dass die Ortschaftsräte der Liste „Pfrondorfer Bürger“ sich in der Sitzung vom 13.07. deutlicher hätten artikulieren können. Es gibt nämlich einen Beschluss der Mitgliederversammlung, mit dem sich die Liste eindeutig und einstimmig für das Projekt am zur Debatte stehenden Standort ausspricht. Freilich wurde dort die Erwartung geäußert, dass die Interessen der Bevölkerung sowie die Belange des Sports, und der Verkehrs- und Parksituation bei einer Konkretisierung des Vorhabens berücksichtigt würden.
Es gibt eine Anzahl Pfrondorfer Bürger, die vom Ortschaftsrat schon jetzt ein definitives Nein zum Vorhaben verlangen. Und mit dem genannten Leserbrief wird wiederum schon jetzt ein definitives Ja gefordert. Es geht aber nicht um rigorose Bekenntnisse, es geht um einen durchaus mühsamen Entscheidungsprozess. Die Pfrondorfer Ortschaftsräte verhalten sich überwiegend sehr rational. Von einem gewählten, zur Entscheidung berufenen Gremium muss erwartet werden, dass es seine Entscheidungen erst nach dem Vorliegen aller Fakten und Argumente trifft. Und zwar unabhängig davon, ob seine Mitglieder einem Projekt zustimmend oder ablehnend gegenüber stehen. So funktioniert Demokratie. Ein Ortschaftsrat würde versagen, wenn er, wie jetzt zu beobachten, einem zum Teil aggressiven Druck weicht. Aber auch Moralisieren hilft nicht weiter. Das Erzeugen von Schuldgefühlen ist geradezu die Ursünde bei der Diskussion von sozialen Problemen. Es ist eigentlich ganz einfach: 1. Es gibt Menschen mit Behinderungen. 2. Diese Menschen müssen wohnen und sie müssen betreut werden. 3. Sie dürfen nicht abgeschoben werden. 4. Wenn 3. gilt, müssen wir diese Menschen an unserer Seite, d.h. im Alltag annehmen, akzeptieren. – Das alles ist nur sehr am Rande eine Frage von Moral und Glaubensbekenntnissen. Es ist schiere Notwendigkeit und eine Frage von Bürgersinn, Verantwortung und Vernunft und schließlich eine Frage nach der Bereitschaft, sich auf unbequeme Herausforderungen einzulassen.

Klaus te Wildt
SPD-Gemeinderat
Mitglied der Liste Pfrondorfer Bürger