MITTWOCHSPALTE VOM 14. JANUAR 2014
Mit dem Bus aus der Südstadt zum Schwimmkurs ins Hallenbad Nord fahren? Einen Freund besuchen in einem anderen Stadtteil? Im Winter bei Schnee und Eis den Bus zur Schule nehmen? Das ist für die meisten Kinder in Tübingen möglich, wenn auch die Preise für Schülermonatskarten – 34,20 Euro, im Abo 28 Euro/Monat – viel zu hoch sind. Skandalös und unbezahlbar hoch sind diese Preise für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen. Auch für sie gelten die gleichen Preise, wenn sie nicht – wie die wenigsten Kinder in Tübingen – einen Schulweg länger als drei Kilometer haben. Das schließt sie von der Teilhabe an vielen Dingen aus. Erwachsene mit KreisBonusCard zahlen übrigens sechs Euro weniger.
Dass es sich dabei nicht um eine theoretische Betrachtung, sondern um ein reales Problem handelt, zeigt die große Untersuchung „Gute Chancen für alle Kinder – mit Familien aktiv gegen Kinderarmut“ vor gut einem Jahr. Bei der Frage nach fehlenden Angeboten in Tübingen lag die Klage über fehlende kostengünstige Angebote im ÖPNV auf Platz eins. 76 Prozent der aus eigener Erfahrung Berichtenden nannten diesen Punkt.
Mit der KinderCard hat die Stadt Tübingen ein hervorragendes Instrument entwickelt, benachteiligten Kindern Teilhabe in vielen verschiedenen Bereichen zu ermöglichen. Dafür gebührt insbesondere der Familienbeauftragten der Stadt, Frau Stauber, großer Dank. Jetzt gilt es, dieses Instrument noch mehr zu verbreiten. Damit Ermäßigungen für Kinder aus armen Familien flächendeckend beispielsweise in Musik- und Sportvereinen Einzug finden, wird Personal und Geld im städtischen Haushalt 2015 bereitgestellt.
Wenn wir aber die Tübinger Vereine auffordern, hier mitzumachen, dann müssen auch Stadt und Stadtwerke mit gutem Beispiel vorangehen. So ist es überfällig, auch Ermäßigungen für Hallenbad-Besuche und eben bei den Schülermonatskarten im Stadtverkehr einzuführen. Die SPD wird deshalb einen Antrag für den Haushalt 2015 stellen, der eine Ermäßigung für die Busmonatskarte auf 14 Euro/Monat für Kindercard-Inhaber ermöglicht.
Damit wird die Fahrkarte durch den im Hartz IV-Satz für Kinder für Verkehrsmittel vorgesehenen Betrag gerade gedeckt. Das sollte auch im wieder schwieriger gewordenen Haushaltsjahr 2015 möglich sein. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein gesundes und glückliches Jahr 2015.
Dr. Martin Sökler
Vorsitzender der SPD-Fraktion