Mittwochspalte vom 9. Juli 2014
Nach 15 Jahren im Gemeinderat verabschiedet sich Klaus te Wildt
Ahoi!
„Einmal muss es vorbei sein.“ (Hans Albers, La Paloma). Oder mit J.M.R. Lenz: „…es entsteht eine Lücke in der Republik wo wir hineinpassen – unsere Freunde, Verwandte, Gönner setzen an und stoßen uns glücklich hinein – wir drehen uns eine Zeitlang an diesem Platz herum wie die andern Räder und stoßen und treiben – bis wir wenn’s noch so ordentlich geht abgestumpft sind und zuletzt wieder einem neuen Rade Platz machen müssen – das ist, [..] ohne Ruhm zu melden unsere Biographie….“ – Genau!
15 Jahre sind genug. Prima Erfahrung, man hat sich bemüht. Hier kein Ort für große Rückschau, für Botschaften und Vermächtnisse. Aber etwas, worauf ich mit Zufriedenheit und ein bisschen Stolz zurückblicke, sei doch aufgeführt. Ich beschränke mich auf die strategischen Entscheidungen. Dass wir derzeit bauen und sanieren können, ist großartig. Aber auch überfällig und lange geplant. Geld ist da, endlich. – Nein, was hatte den wegweisenden, neuen Anstrich, was brachte die Stadt voran? Derzeit für mich dies: Der Ausbau der Kinderbetreuung, die ökologische Grundierung der städtischen Aktivitäten bis hin zur entsprechenden Ausrichtung der Stadtwerke. Und, mein Ding, die Etablierung einer funktionierenden Bürgerbeteiligung. Bevor in Stuttgart davon die Rede war, hatten wir sie schon, die Schlichtung.
Aufregender meine ersten siebeneinhalb Jahre. Nach Jahren geistesschwerer Behäbigkeit ein überfälliger Aufbruch. Die Stadt nahm Uni und Wirtschaft wahr. Mit Sanierung der GSS und mit Bau der Mensa Uhlandstraße gelang der Einstieg in eine neue Bildungsinfrastruktur. Tübingen wurde Sportstadt. Wer kann sich Tübingen noch ohne Paul-Horn-Arena vorstellen? Dann, ganz vorn, eine strategische Schwerpunktsetzung mit Technologieförderung und Technologiepark. Und schließlich die Etablierung einer Grundstücksgesellschaft. Heute ernten wir, was damals gesät wurde. Ohne diese Gesellschaft (WIT) kein Mühlenviertel, keine Alte Weberei, keine Entwicklung des Foyer-Grundstücks. All das und vieles mehr ins Werk gesetzt bei damals knappen Kassen. – Tiefpunkte? Allerdings! Es gelang, Böhringer (Tiermedizin!) zu verjagen, weil die ein paar Schweinchen mitbringen wollten. Investitionen von 50 Mio futsch, 80 Arbeitsplätze futsch. – Fürchterlich.
Mein abschließender Politwunsch: Anstand und Überzeugungstreue hochhalten. Auch in Wahlkampfzeiten.
Ahoi! – Der Stadt und dem Erdkreis alles Gute!
Klaus te Wildt