Im letzten Jahr haben uns viele Themen beschäftigt. Zum Start des neuen Jahres haben wir uns sechs davon herausgesucht. In unserer Beitragsreihe werfen wir einen Blick zurück auf die Fortschritte des letzten Jahres und nach vorne auf das, was es noch anzupacken gilt.
Den Start macht heute unser Gemeinderat und hauptberuflicher Forstrevierleiter Gerhard Neth:
Auch wenn es noch Menschen gibt, die es nicht wahrhaben wollen: Der Klimawandel ist die größte Herausforderung, der wir uns aktuell auf allen politischen Ebenen stellen müssen. Den ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Folgen, die ein fortschreitender Klimawandel mit sich bringt, müssen wir entschieden entgegentreten. Deswegen tragen wir den Beschluss des Gemeinderats, das Leben in Tübingen bis 2030 klimaneutral zu gestalten, als SPD-Fraktion aus Überzeugung mit. Um dem Klimawandel zu begegnen brauchen wir neben einer deutlichen Reduktion bei der Nutzung fossiler Energieträger eine Stadtentwicklung, die auf Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und präventive Maßnahmen ausgerichtet ist.
Für den Klimaschutz „vor der eigenen Haustüre“ möchte ich dazu zwei Schwerpunkte der SPD-Fraktion herausgreifen. Im SPD-Workshop „Wie wollen wir in Zukunft wohnen?“ beschäftigten wir uns intensiv mit der Frage, wie bezahlbares und solidarisches Wohnen in Tübingen gestaltet werden kann. Deutlich wurde, dass gerade gemeinschaftliche Wohnformen neben ihren sozialen Vorteilen auch zu geringerem Flächenverbrauch beitragen können. Parallel dazu ist zu klären, wie künftig klimaneutral(er) gebaut und gewohnt werden kann. Bei allen Bauvorhaben in der Stadt und den geplanten Neubaugebieten müssen die knapper werdenden Ressourcen effizient und nachhaltig eingesetzt werden. Ein wichtiger Baustein in dieser Forderung ist das von der SPD-Fraktion schon vor drei Jahren aufgegriffene Thema „Bauen mit Holz“.Â
Wir freuen uns, dass unsere Initiative „Bauen mit Holz“ im Programm für eine klimaneutrale Stadt mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert erreicht hat. Und wir sehen, dass bei kommunalen Bauprojekten – auch unter Regie der GWG – Holz als CO²-freundlicher, regional vorhandener und ökologischer Baustoff künftig tatsächlich eine „tragende Rolle“ einnehmen wird.
Bei unserem Einsatz für den klimafreundlichen Baustoff Holz haben wir die Frage im Blick, wie und unter welchen Bedingungen das eingesetzte Holz „produziert“ wird. Unsere heimischen Wälder sind ein wichtiger Faktor im kommunalen Klimaschutz, fast 50% der Gemarkung Tübingen sind mit Wald bewachsen. Mit verschiedenen Anträgen haben wir uns dafür eingesetzt, dass in unserem Stadtwald ein guter Ausgleich zwischen den verschiedenen Zielsetzungen der Waldbewirtschaftung erfolgen kann. Die Tübingen Wälder sollen weiter nach den hohen FSC-Standards nachhaltig und naturnah bewirtschaftet werden. Zur langfristigen Sicherung der Artenvielfalt und Biodiversität haben wir uns dafür eingesetzt, dass im Stadtwald weitere Flächen einer natürlichen Waldentwicklung überlassen werden können.
Wir sehen aber auch, dass Holznutzung in unseren heimischen Wäldern zunehmend kritisch betrachtet wird. Durch eine Einbindung des Stadtwaldes in die „Klimaschutzoffensive der Stadt Tübingen“, verbunden mit entsprechenden Informationskampagnen, möchten wir dafür sorgen, dass sich die Akzeptanz für Waldbewirtschaftung und Holznutzung in der Stadtgesellschaft wieder deutlich erhöht.Â
Im neu gegründeten Ausschuss zur Fortschreibung des Klimaschutzprogramms haben wir deshalb beantragt, dass die Bruttoeinnahmen aus dem Holzverkauf – der „nachhaltigen Urproduktion“- der Stadt Tübingen, künftig einer zweckgebundenen Rücklage „Waldwirtschaft für Klimaschutz“ zugeführt werden. Aus dieser Rücklage sollen dann ausschließlich städtische Projekte finanziert werden, die das Klimaschutzprogramm „Tübingen klimaneutral bis 2030“ unterstützen und voranbringen.