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Wir wollen sie nicht vergessen

Die SPD-Gemeinderatsfraktion und der SPD-Ortsverein laden alle Freundinnen und Freunde und alle, die sich uns anschließen wollen, ein, sich am Heiligabend einige Minuten Zeit zu nehmen und den Toten des Gräberfelds X auf dem Tübinger Stadtfriedhof die Ehre zu erweisen.

Etwa tausend Menschen wurden hier in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bestattet. Sie wurden geschunden, durch Arbeit vernichtet, sie kamen durch Hunger um und sie wurden in großer Zahl grausam ermordet. Unter ihnen viele Kriegsgefangene aus der Sowjetunion und Polen, die an Krankheit und Entkräftung starben und nachträglich als Körperspender vom anatomischen Institut der Universität missbraucht wurden.

Wir haben uns vorgenommen, an einem Abend, an dem wir uns des Beisammenseins mit unseren Familien freuen, der Toten zu gedenken, die fern von ihrer Heimat ohne Trost elend gelebt haben und elend zu Tode kamen. Bevor wir die Kerzen an den Christbäumen anzünden, wollen mit Kerzenlichtern und mit einigen stillen Minuten zum Ausdruck bringen, dass sie nicht vergessen sind.

Wir treffen uns am Heiligabend um 17.45 Uhr am Gräberfeld auf dem Stadtfriedhof. Es wäre schön, wenn ihr ein Licht mitbringen würdet.

Freunde und Bekannte sind herzlich eingeladen.

SPD-Fraktion und SPD-Ortsverein Tübingen

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MITTWOCHSPALTEN

Ein Blick zurück

MITTWOCHSPALTE DER SPD-FRAKTION VOM 5. DEZEMBER 2012

Advent – die Stadt leuchtet weihnachtlich, wir freuen uns auf den Weihnachtsmarkt, der bei uns besonders schön gestaltet wird. Die Zeit auch, in der die Kassen des Tübinger Handels klingeln; das kommt ganzen Stadt zugute. Advent ist aber vor allem die Zeit, in der wir uns auf Weihnachten vorbereiten. Es ist eine Zeit, in der wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und einen Blick zurück werfen können.
Das gilt auch für den Gemeinderat. Er befasst sich derzeit viel mit der Vergangenheit. Sie wirkt in unsere Gegenwart und bestimmt die kulturelle Identität der Stadt. Es gibt in Tübingen viele, die sich für die Geschichte unserer Stadt interessieren und die sich für ein zeitgemäßes Erinnern engagieren. Unsere Stadt hat ein reiches historisches Erbe, das wir vor allem der Universität verdanken. Das ist die Basis für die gemeinsame Bewerbung mit der Universitätsstadt Marburg um die Anerkennung als Weltkulturerbe.
Tübingen hat aber auch eine dunkle Vergangenheit. Wie wir mit dieser Vergangenheit umgehen – darum ringen wir immer wieder. Für die SPD ist vor allem die Vermittlung des Wissens über den Nationalsozialismus und seiner Verbrechen an die  junge Generation wichtig. Zeitzeugen gibt es immer weniger. Deshalb haben wir große Sympathien für die Idee, im Güterbahnhof gemeinsam mit einem zeitgemäßen Stadtarchiv ein Lern- und Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus einzurichten. Dass der Beobachtungsstand erhalten bleibt, von dem aus russische Zwangsarbeiter bewacht wurden, dafür haben wir uns stark gemacht.

Gegenstand der aktuellen Diskussion ist auch die Liste der Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger. Wir haben uns dafür ausgesprochen, einen Forschungsauftrag zu vergeben, der die Biographie des ehemaligen Oberbürgermeisters Hans Gmelin aufarbeitet Die Biographien von Adolf Scheef und Theodor Haering sind gründlich erforscht. Die Beschlüsse, mit denen ihnen die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde, werden nach dem Willen des Gemeinderats widerrufen.
Wir haben Verständnis für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Personalausweis, Briefpapier und Visitenkarten ändern müssen, wenn die Scheefstraße umbenannt wird. Es geht nicht anders. Das hat überhaupt nichts mit Demonstration moralischer Überlegenheit zu tun. Wer die Gewaltherrschaft gefördert und gepriesen hat, gehört nicht aufs Straßenschild. Ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Zurück zur Gegenwart: Im Namen der SPD-Fraktion wünsche ich allen Tübingerinnen und Tübingern eine schöne Weihnachtszeit und ein Gutes Neues Jahr.

Dorothea Kliche-Behnke
SPD-Fraktion